Glossar
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Hier folgt der Versuch, Begriffe und Typisches aus dem Ukinga-Kulturkreis etwas zu erläutern. Das wird sicherlich weder vollständig, noch -leider- immer ganz richtig sein. Daher bitten wir schon jetzt um Verzeihung für Fehler und Fehlinterpretationen - und um Korrektur! - Danke!
Hier folgt der Versuch, Begriffe und Typisches aus dem Ukinga-Kulturkreis etwas zu erläutern. Das wird sicherlich weder vollständig, noch -leider- immer ganz richtig sein. Daher bitten wir schon jetzt um Verzeihung für Fehler und Fehlinterpretationen - und um Korrektur! - Danke!
Berufe
Hier in der Ukinga gibt es eigentlich wenige Berufe, die junge Menschen nach der Primary-School lernen können: Maurer, Tischler, Klempner, Motorrad-Mechaniker oder Schneiderin, viel mehr gibt es hier kaum. Und in der nur zwei-jährigen Ausbildung werden leider oft Wissenslücken weiter gegeben.Kirche und Diakonie bietet dagegen gute Möglichkeiten und auch der Staat selbst versucht, die vielen jungen Menschen in Anstellungen zu bringen. Folge ist dabei oft eine Überbürokratisierung.
Secondary- oder High-School oder gar eine Universitätsausbildung bieten selbstverständlich ein wesentlich breiteres Spektrum an beruflichen Möglichkeiten.
Buchstaben I
Die Sprache Kisuaheli hat die gleichen Buchstaben, wie wir, inklusive der Vokale A, E, I, O und U.Die lokale Sprache Kinga (Kikinga) hat hingegen zwei Vokale mehr.
Buchstaben II
"R" und "L" werden oft vertauscht, ebenso "Y" und "J" oder "S" und "Z". Das auch häufig nicht nur in Kisuaheli, sondern ab und zu sogar im Englischen.Auch bei Namen wird manchmal aus "Ruthi" dann "Luti" (→ Buchstaben III).
Buchstaben III
Oft wird an Worte ein "i" angehängt. Das ist eine Verkleinerung / Verniedlichung, wie bei uns z.B. das " chen". Nur hier wird das wesentlich häufiger genutzt.Die Zahl Sechs wird in englisch manchmal nicht als "six" gesprochen, sondern "sixi" (was wir dann leicht mit sixty verwechseln).
Elektrizität
Der Staat bzw. die staatliche Gesellschaft TANESCO hatten sich das ziemlich ehrgeizige Ziel gesetzt, jedes Dorf bis 2022 mit Strom zu versorgen, also innerhalb von nur fünf Jahren ein Land, viermal so groß wie Deutschland, zu elektrifizieren. Das ist (wohl auch wegen Corona) nicht geschafft worden, doch es sind -nach unserem Eindruck- gut 80% der Orte angeschlossen an das "National Grid".Allerdings fehlt immer noch einiges an Infrastruktur, auch viele Häuser haben noch keinen Anschluss (vergleichsweise hohe Kosten). Die Lieferung des Strom wird häufig unterbrochen, fehlende Kraftwerke sind hier wohl der Grund. Strom wird fast ausschließlich aus Wasserkraft gewonnen, teils schon seit Jahrzehnten.
Deshalb haben viele Menschen und v.a. Institutionen zwei Systeme: Solar oder Diesel-Generatoren plus den Staatsstrom.
Forstwirtschaft
Vor einigen Jahren wurde oft Eukalypus gepflanzt, man hoffte auf gute Erträge (beispielsweise alf Strom-Msten). Doch diese Bäume verursachten wohl -auch- ein Grundwasserproblem. Darum wurden -auch unterstützt z.B. von den Wedeler Rotariern- schnellwachsene Pinien gepflanzt, die den Grundwasser-Spiegel anhoben. Das Holz wurde entweder als Bauholz genutzt - oder brannte leider auch oft abNun wird vermehrt darauf geachtet, dass auch heimische Gehölze gepflanzt und kultiviert werden. Das klappt -unserer nicht fachlichen Meinung nach- nicht wirklich gut. Zu oft sieht man ganze Hänge, die abgeholtz wurden. Wir halten das ggf. auch für problematisch mit Blick auf Klimawandel und dadurch verstärkten Starkregen (Bodenerosion).
Gästebuch
Bei jedem offiziellen Besuch wir einem das Gästebuch vorgelegt, egal ob in einer Schule, im Pastorat oder auch bei den politischen Entscheidungsträgern. Dort werden Name, Adresse und Kontaktinformationen erfragt. Wir haben allerdings noch nie erlebt, dass diese genutzt wurden, um uns anzurufen oder eine E-Mail zu schreiben.Geld & Preise
Die Währung hier ist der Tansania Shilling (TZS, Shilingi ya Tanzania). Er ersetzte den Ostafrikanischen Schilling, der vor der Unabhängigkeit 1964 und bis 1966 gültig war. Ein Schilling ist unterteilt in 100 Senti (Cents), die allerdings keine Rolle spielen, die kleinste Einheit, die uns bisher unterkam ist eine 500-Shilling-Münze. Der Kurs für einen Euro liegt derzeit (Okt. 2024) bei knapp 3.000 TZS.Gesundheit
Auch zum Gesundheitssystem wird es eine Extra-Seite geben.Gleichberechtigung
In der Verfassung ist die Gleichberechtigung festgeschrieben. Doch in der sehr patriarchal geprägten Gesellschaft hier in der Ukinga macht sich das nicht täglich bemerkbar. So reichte eine Bürgermeisterin ihren Untergebenen kniend das Wasser zum Händewaschen (vor dem Essen).Viele Frauen wissen auch nicht, dass sie Grundstücke besitzen dürfen oder eigene Geschäfte machen. Da setzen einige Organisationen an, u.a. Sumasesu oder auch die Kirche ist mit entsprechenden Programmen aktiv (Taranta).
Gottesdienst
Extra-SeiteGute Stube
Bei allen Offiziellen gibts es so etwas, wie bei uns früher die "Gute Stube": Hier werden Gäste empfangen, es gibt eine ganze Reihe von sehr ausladenden Sofas und Sesseln (oder zumindest sehr solide Stühle). Die besten Plätze werden dem ranghöchsten Gast zugewiesen, meist zum Schluss dürfen dann Frauen auf Hockern (oder auf dem Boden) Platz nehmen (siehe Gleichberechtigung).Der Raum ist meist recht groß und wird dann auch für die offiziellen Mahlzeiten genutzt, auch hier wird dem Gast zuerst das Wasser zur Händewaschen angeboten und er darf sich als erster bedienen.
Kleidung
Uns ist aufgefallen, dass immer weniger Altkleider zu sehen sind, mehr Frauen kleiden sich traditionell (oder, was wir dafür halten?): Blusen aus den (chinesischen?) Stoffen mit oft Gott-bezogenen Sinnsprüchen -oder oft auch das Konterfei von Präsidentin Hassan- oder auch T-Shirts. Unten herum oft gewickelte Tücher und auf dem Kopf kaum noch Pudelmützen, dafür oft Hauben oder gewickelte Tücher.Bei den Männern hat sich weniger geändert. Junge Leute tragen Jeans, T-Shirt und oft auch Trainingsanzüge, für ältere Männer scheint immer noch das Jacket oder der Anzug (oft viel zu groß, da meist aus Europa über kommerzielle Altkleider-Händler). Es gibt aber auch sehr elegante, oft recht bunte, geschneiderte Anzüge, die sich aber wohl nur wenige leisten können.
Offizielle tragen gerne glänzend polierte Lederschuhe, tagtägich tun es oft Adiletten oder Flipflops. Bei den Jungen stehen Sneakers hoch im Kurs.
Klimawandel, Klima-Anpassung
Kochen
Gekocht wird nicht im Haus, sondern traditionell in einer extra Hütte. Diese ist oft noch errichtet aus Flechtwerk, welches mit Lehm verschmiert ist. Auch die Dächer der Küchen sind meist noch traditionell mit Gras gedeckt.Entweder es gibt dort einen "Drei-Steine-Herd" oder eine gemauerte Fläche mit Loch, auf der oben der Topf steht und unten das Holz hinein geschoben wird -oft ganze Stämme, die dann nachgeschoben werden.
Landwirtschaft
Hier gibt es dann auch eine Extra-Seite.Müll
Namen I
Alle Menschen haben hier drei Namen:- den eigentlichen Vornamen (Samuel, auch hier wird gerne ein "i" angehängt, → Buchstabe III und dann wird daraus Samweli).
- den "Vaternamen" (Simon / Simoni) und
- den Nachnamen, der noch sehr oft der Name des Stammes / der Großfamilie ist (Sanga, Lwilla, Tweve u.v.m.)
Namen II
Manchmal ändern sich der Vatername, z.B. wenn der Vater (Namensgeber) stirbt oder die Frau wieder heiratet.Falls die Kinder dort leben, wird oft auch der Name der Oma genutzt.
Regenzeit
Die "kleine" Regenzeit geht normalerweise von Mitte November bis Mitte Dezember. Die große Regenzeit beginnt Ende Januar und dauert bis Mitte / Ende April. Nach der Regenzeit richten sich Aussaat, Hausbau und vieles andere. Der Klimawandel verändert auch Zeiten und Intensität der Niederschläge.Reparaturen
Oft wurden wir mit Investitionen konfrontiert, die irgendwann von Partnergemeinden aus Deutschland bezahlt wurden, nun aber nicht mehr in Betrieb sind. Grund sind oft einfachste, aber nicht ausgeführte Reparaturen. Eine Hatzmühle beispielsweise steht seit sechs Jahren still, weil der Keilriemen ersetzt werden müsste.Auch andere Geräte werden nicht genutzt, weil kleinste Reparaturen nicht ausgeführt werden, lieber wird um Neuanschaffung gebeten. Hier scheint es eine Mentalität vorzuherschen, die wir nicht nachvollziehen können.
Schulsystem
Viele Infos haben wir zusammengestellt unter SchulenSpielzeug
selbst gebautes, LuftballonsTransport
Über Transport, Verkehrssysteme, Straßen und Pisten wird es eine Extra Seite geben.Uhrzeit
Traditionell wurde die Zeit nicht nach unserem 24-Stunden-Rythmus gezählt, sondern von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Was wir als acht Uhr morgens kennen, war hier dann zwei Uhr, Mittags war sechs und abends der Sonnenuntergang fand um 12 Uhr statt.Auch heute begegnen einem diese Angaben, ggf. muss nachgefragt werden.